Bin Laden aufgespürt!
Heute habe ich Osama bin Laden denunziert.
Es hat etwas gedauert, bis ich drauf gekommen bin. Aber als ich das hier gelesen habe, wußte ich sofort Bescheid: Bin Laden schaut CNN und steht auf Whitney Houston.
Bin Laden wohnt über mir. Soviel ist klar. Tagtäglich terrorisiert er Haus und Straße auf brutalste Weise: mit fundamentalistischem R&B-Pop. Fundamentalistisch schon deshalb, weil wir, die Opfer, im wesentlichen an den Bässen und Drums teilhaben dürfen. Techno war gestern! Da zeigt sich doch mal wieder die rückwärts gewandte, anti-technokratische Geisteshaltung dieses Oberschurken, der am liebsten alle Frauen (außer Whitney Houston und noch einer) unter den Schleier keuscher Verdrängung verdrängen würde.
Jedenfalls hab ich sofort das FBI angerufen, schon wegen der 25 Millionen Dollar und damit ich mal wieder in Urlaub fahren kann. Ich hatte, das sagte ich mir, hier das ganz große Los gezogen! Und immerhin konnte ich den Mann ja auch beschreiben: groß, bärtig, böse, steht auf Whitney… Das sollte wohl reichen. Eine Formalie.
Leider haben die beim FBI mir dann gesagt: Tut uns leid Sir, aber durch unsere globale Präventiv-Überwachung und weil Sie zu Hause immer Selbstgespräche führen, sind wir von allein auf den Aufenthaltsort des Mannes gekommen, und zwar zuerst. Damit verfällt Ihr Anspruch auf das Preisgeld. Haben Sie einen schönen Tag. – Klick, aufgelegt.
Wollten die mich verarschen? Nach all den Gefahren, denen ich, Haus und Straße sowie der Rest der Welt die ganze Zeit über ausgesetzt waren? Nach meiner mutigen und selbstlosen Tat zur Rettung der Freiheit? Und jetzt soll ich als guter Staatsbürger um meinen verdienten und angemessenen, im Geiste bereits großzügig in Luxus verschwendeten Lohn gebracht werden?! – Und überhaupt, was heißt hier Selbstgespräche!?, rief ich wütend.
Es war nichts zu machen. Die Nachbarn haben sie trotzdem abgeholt, mit Militär, Bodentruppen und Luftunterstützung, kein schöner Anblick (da war diese Kampf-Drohne, die hat das Haus nebenan plattgemacht und noch eines, zwei Straßen weiter). Dann wollten sie mich auch noch mitnehmen, als Terroristenunterstützer und miesen Denunzianten. Aber ich konnte mich zum Glück herausreden, daß ich nichts von der Sache weiß: Denn schließlich haben meine Nachbarn nicht einmal Bärte…
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