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5. September 2009  

Statt heute “abzuschalten”: Gedanken über Strom und Völkermord

Sträflicherweise sitze ich stromverbrauchend vor der Compute, statt mich heute (mit oder ohne Kamera) auf einer der ca. fünf Demos aufzuhalten, die in Berlin stattfinden: ich tu’s, um die Anliegen der Demos digital zu "multiplizieren", wie das so schön heißt. (Und selbstredend wird die Compute nur mit Öko-Strom gefüttert.)

Abschalten – Schluss mit dem atomaren Irrsinn!

Also: jawohl – Atomkraftwerke gehören ins Museum, und zwar sofort und in abgeschaltetem Zustand. Wobei … eigentlich haben sie nicht ‘mal einen Platz im Museum verdient, außer vielleicht als extremes und abschreckendes Beispiel für den außerordentlichen IRRsinn der zwar technologisch, jedoch nicht ethisch fortgeschrittenen Menschheit. Weg damit!!! Und, liebe Atom-LobbyistInnen: hört doch bitte auf, uns Atomstrom als "öko" verkaufen zu wollen, weil der CO2-Ausstoß geringer als bei Kohle-Kraftwerken ist. Es gibt Alternativen, und die liegen auch nicht in den Palmöl-Plantagen für sogenannten "Bio"-Kraftstoff, zu deren Anpflanzung weltweit ganzen Völkerstämmen wie den Penan auf Borneo ihr Stammesland geraubt und durch tausende von Kettensägen abgeholzt wird: www.regenwald.org Insofern gehören sämtliche Förderprogramme und "Zertifizierungen" des Bundes und der EU bezüglich "Bio"-Energie kritisch auf völker- und menschenrechtliche Folgen sowie Kriterien echter Nachhaltigkeit überprüft und korrigiert.

EU-weites Importmoratorium für Agrotreibstoffe gefordert
Eine zentrale Forderung betrifft den Import von Agrotreibstoffen, deren Herstellung aus Palmöl und anderen Rohmaterialien weltweit eine grosse Bedrohung der Tropenwälder bedeutet. […] verlangen die Umweltverbände, dass im Namen des Klimaschutzes keine Naturwälder in Plantagen umgewandelt werden und dass der Erhaltung der Biodiversität und der Rechte der indigenen Waldbevölkerung im Rahmen des Klimaschutzes Rechnung getragen wird.

(Zitat: Bruno Manser Fonds / Auszug aus der Deklaration der europäischen Wald- und Klimakonferenz der Umweltverbände, 14. Juni 2009) www.bmf.ch/de/news/

Damit bin ich beim nächsten Thema angelangt, und das lautet unschön: 

Völkermord auf moderne Art 

Selbiger betrifft längst nicht "nur" Völker, die bisher der sogenannten "Zivilisierung" weitestgehend entrinnen und traditionelle Lebensweisen bewahren konnten wie – noch – in einem gewissen Grade die Penan, sondern auch Völker, die hierzulande beinahe noch weniger im Blickfeld sind, da sie inmitten des größten "demokratischen" Staates leben: in den USA. Welcher Abglanz von den einstigen "500 Nations" – den fünfhundert indianischen Völkern Nordamerikas – übriggeblieben ist, nachdem wir Weißen diesen Kontinent kolonisiert haben, lässt sich leicht daran ersehen, wieviele Völker ("Stämme") die geneigte LeserIn an dieser Stelle aufzuzählen in der Lage ist (ich selbst bilde keine Ausnahme, ich komme vielleicht mit Stottern auf etwas über zehn) und was sie über diese Stämme, ihre Kultur, die Form ihres Zusammenlebens, ihre Fertigkeiten und ihren Glauben weiß.

Allein diese Tatsache ist Teil dessen, was ich als – bis heute fortgeführten – Völkermord bezeichne: "wir", die im weitesten Sinne Verwandten der weißen Eroberer, wissen fast nichts über jene, deren Vorfahren abgeschlachtet, wie Vieh getrieben ("umgesiedelt"), interniert, gezielt infiziert, auf vielfältige Weise gefoltert und ihrer grundlegendsten Rechte beraubt wurden. Und wir wissen noch weniger über das Leben und den bis in die Gegenwart andauernden, öffentlich totgeschwiegenen Kampf ihrer Nachfahren – den Kampf der heutigen Native Americans / Indigenous People in den USA und Kanada, aber auch in allen anderen Staaten auf den zwei amerikanischen Kontinenten.

Zum Punkt: nachdem die meisten der (überhaupt überlebenden) Indigenous People in den unfruchtbarsten Ecken der USA in Reservationen gesperrt wurden und nachdem sie zudem – u.a. durch staatlich organisiertes Kidnapping ihrer Kinder und Internierung samt Folter selbiger – ihrer Sprachen beraubt wurden, die in oralen Kulturen unabdingbar für die Überlieferung des kulturellen und spirituellen Erbes ist,  wurde im Mai ein Präzedenzfall vom Supreme Court abgelehnt, in dem es um die Erhaltung eines für das kulturelle Überleben 13 indianischer Stämme essenziell wichtigen Gebietes ging: die San Francisco Peaks. Hier stehen (vordergründig) die Interessen der Betreiber eines Ski-Ressorts gegen das kulturelle Überleben mehrerer Völker – mehr zu den Hintergründen in Kürze hier.

Des weiteren wurde die Begnadigung des aus politischen Gründen seit über 40 Jahren zu Unrecht inhaftierten Menschenrechtsaktivisten und Mitglieds des American Indian Movement, Leonard Peltier, vor wenigen Tagen erneut abgelehnt.

Siehe auch: http://www.freepeltier-lpsgrheinmain.de/

Dies sind nur zwei willkürlich gewählte Beispiele für eine Politik, deren oberste Prämisse die Bedienung des kapitalistischen Systems ist: daran hat sich auch unter dem "first african-american President" Obama nichts geändert. Es war nichts anderes zu erwarten – also "bleiben wir dran": der Kampf geht weiter, allerorten.

Und damit das auch ab und zu Spaß macht und weil wir in Berlin auch so einiges zu verteidigen haben, veranstaltet der Frauen-Lesben-Transgender-Wagenplatz "Schwarzer Kanal" dieses Wochenende ein DIY-Musik-Event: up your e@rs

Und da gehe ich jetzt endlich hin – wollte schon vor Stunden dort sein  :-)

   
OppoSight | 21:01 | Aktuelles,Indigene Völker | 0 Kommentare | Druckansicht  

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